Die Preisfrage

Sparschwein

Immer wieder ist es Thema, das liebe Geld. Ich erlebe es oft, dass Menschen mit einer Idee von einem Kleidungsstück auf mich zukommen und wenn es um die Preisfrage geht ziemlich schockiert sind.
Wenn ich dann erkläre, wie der Preis zustande kommt, verstehen es die meisten und finden es auch gerechtfertigt. So dachte ich, es kann nicht schaden, dies hier mal öffentlich zu machen.

Konfektion und massarbeit im vergleich

Vorgängig ist es wichtig, sich den Unterschied von Konfektionskleidern zur Massanfertigung klar zu machen. In der Konfektion wird z.B. eine Jeans in 15 Minuten zusammengenäht. Dabei erledigen jedoch viele Arbeiter/innen* immer denselben Arbeitsschritt und geben die Hose dann der nächsten weiter. Auch haben sie für jeden Schritt spezialisierte Maschinen.
So ist natürlich der Herstellungsprozess um einiges schneller als wenn man die Maschine immer wieder richtig einstellen (andere Fäden und Stichlängen für Nähte und Steppe) und immer wieder aufstehen muss um zu Bügeln etc.
Des Weiteren ist zu bedenken, dass in der Konfektion ein Schnittmuster für viele Hosen benützt und der Zuschnitt von Maschinen erledigt wird. Und die Herstellung wird meist in Billiglohnländern erledigt.
Im Vergleich dazu mache ich für jede neue Hose ein Schnittmuster (ca. 30 Minuten, je nach Komplexität), schneide von Hand zu (ca. 30 Minuten) und nähe alles mit denselben zwei Maschinen zusammen, Arbeitsschritt für Arbeitsschritt. Wenn wir davon ausgehen, dass ich eine Hose mache, bei der ich weiss, dass der Schnitt stimmt und die ich von Anfang bis Ende durchnähen kann habe ich dafür bei einer Jeans ca. 6 Stunden.
Im Normalfall kommen jedoch noch Anproben dazu, dies impliziert, dass die Hose soweit fertig sein muss, dass man sie Anziehen kann, ich aber danach oft Nähte wieder auftrennen muss um z.B. eine Tasche einzuarbeiten oder einen Zierstepp zu machen. Dies verlängert die Arbeitszeit natürlich. Und jetzt können alle selbst rechnen, ohne Anprobe und Änderungen dauert das Herstellen einer Jeans auf Mass ca. 7 Stunden.

verschiedene Kleidungsstücke

Nun ist wohl allen klar, wie viel Arbeit hinter einer Hose steckt, aber was ist mit T-Shirts, Röcken, Kleidern oder gar noch aufwändigeren Stücken?
Wie auch bei der Hose ist es abhängig davon, wie das Endergebnis aussehen soll. Ein Rock mit Seitennähten und einem Gummizug im Bund ist etwas ganz anderes als einer mit vielen Volants, Reissverschluss und Futter. Aus diesem Grund werde ich mich auch nicht dazu hinreissen lassen, hier generelle Aussagen zu weiteren Stücken zu tätigen. Die gewünschte Ausführung und auch das Material sind wichtige Faktoren bei der Preisberechnung. Aber auch die Anzahl der Anproben hat einen Einfluss, weil das Stück jedes Mal anziehfertig gerichtet wird. Natürlich versuche ich immer möglichst wenige Anproben zu machen, jedoch mache ich lieber eine zu viel als eine zu wenig, denn wenn das Stück fertig ist wird es nur noch aufwändiger es zu ändern.

So setzt sich der Preis zusammen

Nun aber zur Preisfrage, wie setzt sich der Preis für ein bei mir gefertigtes Kleidungsstück genau zusammen?
Den grössten Teil macht natürlich wie oben beschrieben die Zeit aus, welche ich für die Herstellung aufwende. Dabei ist wichtig zu wissen, dass ich Besprechungen und Anproben nicht verrechne. Dazu kommt der Stoff und anderes Material wie Knöpfe, Reissverschlüsse, Klebeeinlagen und ähnliches.
Diese zwei Faktoren (Arbeitszeit und Material) machen dann auch schon den Gesamtbetrag aus.
Man kann sich jetzt noch fragen, wie mein Stundenansatz von 60.- entsteht. Dies ist schnell gesagt, ich arbeite von zu Hause und kann deshalb etwas weniger verlangen als andere Ateliers, dennoch muss ich meine Maschienen instand halten und Miete zahlen. Da ich einen zu geringen Umsatz habe, bin ich nicht Mehrwertsteuerverpflichtet, auch dies hat einen Einfluss.

Nun hoffe ich, mit diesem Eintrag einige Fragen befriedigend beantwortet zu haben, natürlich dürft ihr mir auch weiterhin Preisfragen stellen ;-)