Medienarbeit

Gestern war ich in der Sonntagszeitung. Ich habe nicht das Bedürfnis, mich selbst zu profilieren oder Aufmerksamkeit zu bekommen. Im Gegenteil, ich bin ganz zufrieden damit, mein eher zurückgezogenes Leben zu führen und stehe nicht gern im Mittelpunkt. Trotzdem rede ich in dem Artikel öffentlich über sehr intime Dinge und mache mich damit angreifbar.

Ich habe es in meinem bisherigen Leben oft erlebt, dass andere Menschen mich nicht verstehen und deshalb teilweise verurteilen. Und ich habe lange gebraucht, um ein Umfeld zu finden, in dem ich mich wohl fühle und einfach ich selber sein kann, ohne mich rechtfertigen zu müssen. Das war oft schwierig und ist es heute noch manchmal. Und gerade deshalb ist es mir ein Anliegen, dass Dinge, welche nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen enttabuisiert werden. Damit niemand das Gefühl haben muss, “falsch” zu sein. Dass Menschen offen über ihre Phantasien, Wünsche und Bedürfnisse reden können. Dass sie wissen, dass es noch andere gibt, denen es ähnlich geht. Dass sie nicht allein sind. Und genau diese Überlegungen bringen mich dazu, auch mein Gesicht zu zeigen und meinen Namen preiszugeben. Weil es eben nichts ist, wofür ich mich verstecken müsste. Ich habe das Privileg, mir dies leisten zu können, weil ich keine Angst um meine Arbeitsstelle haben muss. Keine Angst, dass mir wichtige Menschen mich deswegen nicht mehr mögen. So sollte es für alle sein, ist es aber leider nicht. Ich mache das, weil ich hoffe, dass meine Offenheit zu mehr Verständnis führt. Nicht für mich, sondern für alle, die noch nicht so offen sein können.