Dies sind zwei Zustände, mit denen ich mich manchmal selbst bezeichne. Um sie verständlich zu machen, muss ich zuerst erklären, was ich mit Filtern meine.
Ich filtere ständig in zwei Richtungen, nach aussen und nach innen.
Nach innen ist es mehr eine Übersetzungsfunktion. Mensch macht oder sagt irgendwas, Mensch will damit wahrscheinlich xy ausdrücken / erreichen. Dabei unterscheide ich stark zwischen individuellem Lieblingsmenschen und der Durchschnittsgesellschaft.
Zudem ist es eine Fokussierung auf möglichst wenige Reize. Es ist ein aussortieren von dem, was wichtig ist, und dem, was nicht wichtig ist. Zum Beispiel in einer Bar der Fokus auf das Gespräch, das ich gerade führe, auch wenn ich denen an den Tischen rundum trotzdem passiv zuhöre. Es ist ein Relativieren des Hintergrundrauschens.
Nach aussen ist es ein Filtern, wie viel von dem, was ich gerade wahrnehme, ich ausdrücke und wie ich das mache. Wie viel Ich zeige ich, wie viel maskiere ich.
Diese zwei Filterarten laufen beinahe ständig mit. Aber es gibt Momente, in denen ich mich als durchlässig und/oder ungefiltert bezeichne. Oft kommen sie zusammen vor. Das sind Momente, in denen ich meine Filter ausgeschaltet habe. In der Durchlässigkeit nehme ich jede Aussage ernst und jede kleine Unstimmigkeit als grosse Bedrohung wahr. Auch bin ich dann körperlich noch reizempfindlicher als sonst. Es ist ein wunderbarer Zustand, solange alles gut ist. Aber ganz schrecklich, wenn dann blöde Dinge passieren, und sei es nur, dass ich mitbekomme, wie sich jemand unabsichtlich weh macht.
Ungefiltert bin ich absolut ehrlich und direkt, ich denke dann nicht darüber nach, wie etwas auf andere wirken könnte, sondern gehe davon aus, dass sie es schon richtig verstehen werden. Das sind Momente, in denen ich jegliche “macht man so” völlig vergesse und nur meinem Instinkt folge.
Man könnte sagen, dass ich ungefiltert und durchlässig am meisten Ich bin und man hätte damit durchaus recht. Ich bin dann auf eine gewisse Art sehr kindlich, neugierig und unbeschwert. Und das ist wunderschön.
Aber es sind auch genau die Zustände, in denen ich den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen bin. Ich kann schlicht nicht Arbeiten, wenn ich jedes Mal, wenn ich mir in den Finger steche, einen Weinkrampf bekomme und jemanden brauche, der mich tröstet.