Von Veränderungen, Kommunikation und Sicherheit

Für mich ist Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen sehr wichtig. Der für mich wichtigste Faktor ist dabei, dass ich mir sicher sein muss, dass Veränderungen, welche eine Beziehung betreffen, kommuniziert werden. Nur unter dieser Voraussetzung kann ich mir einer Beziehung sicher sein und mich in ihr wohl fühlen.

Einige Beispiele

Nun, es kann sehr vieles bedeuten und ist sicher für jeden Menschen anders. Wichtig dabei ist, dass es immer individuell ist und kein “Richtig” oder “Falsch” gibt. Jeder Mensch hat seine eigenen, ganz persönlichen Bedürfnisse, und diese sind in jeder Beziehung ein bisschen anders. 

Ich kann eine Beziehung mit jemandem haben, den ich wöchentlich für eine bestimmte Aktivität treffe. Diese Aktivität ist der Hauptpfeiler der Beziehung. In dieser Beziehung habe ich die Sicherheit, dass sie immer zur selben Zeit Platz hat. Wenn irgendetwas darauf einen Einfluss hat, werde ich darüber informiert und man schaut gemeinsam, ob mans ausfallen lässt oder verschiebt.
Wenn nun diese Information wegfällt, kann ich mir zukünftig nie sicher sein, ob die Aktivität wirklich stattfindet. Vielleicht kann ich mit der Unsicherheit umgehen, vielleicht suche ich mir lieber eine andere Person dafür.

Oder, ich habe eine Affäre mit jemandem, wenn es beiden passt, trifft man sich spontan, wenn es nicht passt trifft man sich ein anderes Mal. Vielleicht mag eine der involvierten Personen eher monogame Beziehungen, geniesst es aber, während keine solche Beziehung existiert, doch seine Sexualität mit jemand vertrautem ausleben zu können. Die Sicherheit bekomm ich in diesem Fall davon, dass ich weiss, wenn die andere Person eine solche Beziehung eingeht, wird mir dies gesagt. Vielleicht trifft man sich zwischendurch trotzdem auf etwas zu Trinken, vielleicht nicht. Und vielleicht nimmt man die Affäre wieder auf, wenn die Beziehung doch nicht klappt.

Und wir alle kennen sie, diese eine Freundschaft, eine Person, die man schon ewig kennt, mit der man meist eine intensive Zeit seines Lebens geteilt hat. Und irgendwann haben sich die zwei Leben in unterschiedliche Richtungen entwickelt, sind andere Wege gegangen. Aber die emotionale Verbindung, die man zu der Person hat, bleibt bestehen.
Man hat nicht viel Kontakt, aber wenn man sich einmal im Jahr trifft, ist alles wie immer. Beide haben die Sicherheit, egal was im Leben vom anderen geschieht, es hat keinen Einfluss auf die Beziehung. Man wird sich irgendwann wieder sehen, und das gegenseitige Verständnis wird immer noch da sein. Natürlich kann es auch in diesen Beziehungen geschehen, dass man sich nicht mehr versteht, weil man sich in zu verschiedene Richtungen entwickelt hat.

Auch in einer monogamen Beziehung, kann man sich, meiner Meinung nach, dieser nur sicher sein, solange man sich sicher ist, informiert zu werden, wenn sich für das Gegenüber etwas daran verändert. Es sich zum Beispiel in jemand anderen verliebt und schauen will, was sich daraus entwickelt, oder mehr Zeit für sich braucht. Oder sich mehr gemeinsame Zeit wünscht als gewohnt.

Genauso wichtig ist es aber auch, zu akzeptieren, wenn jemand etwas nicht wissen will. So kann in einer Paarbeziehung auch die Abmachung getroffen werden, dass die eine Person nichts von den One-Night-Stands der anderen erfahren will, es aber z.B. wichtig findet zu wissen, wenn sie jemanden regelmässig sieht.

Und jetzt?

Natürlich kann man jetzt sagen, dass die Beispiele sehr einfach und selbstverständlich sind. Ich habe auch bewusst einfache Beispiele gewählt, im Bewusstsein,  je komplexer eine Beziehung oder ein Beziehungsgeflecht, desto komplexer wird es auch mit den Veränderungen und der Kommunikation. 

Bei klassischen monogamen Beziehungen mag es sowas wie ein allgemeines “Regelwerk” geben, auf welches man sich stillschweigend einigen kann. Sobald man dieses Konstrukt verlässt wird es komplexer, weil es dann automatisch viel individueller wird und den Vorstellungen davon, wie eine Beziehung aussehen kann fast keine Grenzen gesetzt sind.
Deshalb ist es für mich wichtig, in meinen Beziehungen abzugleichen, wie die Vorstellungen und Bedürfnisse von allen Involvierten sind. Ob und wie sie zu meinen Vorstellungen und Bedürfnissen zusammenpassen, wo man sich findet.

Dazu stelle ich mir gern folgende Fragen: 

  • Wenn sich bei mir persönlich etwas verändert, hat dies einen Einfluss auf Beziehungen von mir?
  • Einen grossen oder einen kleinen?
  • Auf welche Beziehungen?
  • Und wenn es einen Einfluss auf eine Beziehung hat und diese dadurch auch verändert, hat dies dann wiederum Einfluss auf andere Beziehungen der involvierten Personen?
  • Wann ist der Zeitpunkt, jemanden über eine Veränderung zu Informieren? 

Auch diese Fragen lassen sich nicht universell beantworten und setzen natürlich voraus, dass man achtsam genug ist, sich der Veränderungen und Einflüsse bewusst zu sein. 

Was ist mit der Sicherheit?

Meiner Meinung nach, es gibt keine. Alles verändert sich ständig, ob wir wollen oder nicht. Dennoch müssen wir nicht in totaler Unsicherheit leben. 

Wenn wir unsere Bedürfnisse erkennen und ausdrücken können, und wenn wir dem Gegenüber zuhören und annehmen können was es benötigt, dann können wir uns gegenseitig die Sicherheit geben, die wir brauchen.