So ein wunderschönes und treffendes Wort. Nein, ich habe nicht einfach ein schlechtes Zeitgefühl, ich bin Zeitblind. Ich kann weder gut abschätzen, wie lange eine Tätigkeit dauert, noch mich erinnern, wie lange etwas her ist. Und auch die Zukunft ist für mich sehr schwer fassbar.
Wirklich fassbar ist für mich nur der Moment, in dem ich gerade bin. Manchmal, wenn ich am Abend ins Bett gehe und mich an den Morgen erinnere, habe ich das Gefühl, da ist eine Woche dazwischen vergangen. Und manchmal ist es Abend, und ich weiss nicht, wo der Tag geblieben ist. Manchmal schleichen die Sekunden und manchmal fallen Stunden bruchstückartig weg. Manchmal mache ich in einer Stunde wahnsinnig viele Dinge und manchmal kriege ich an einem ganzen Tag nichts gemacht. Dieses Manchmal ist nicht gemeint als “es passiert mir hin und wieder, dass…” sondern als “manchmal das eine, manchmal das andere”.
Ich nehme Tageszeiten wahr, Lichtveränderungen. Die Uhrzeit wahrzunehmen habe ich mir antrainiert, genauso wie ich die Dauer von bestimmten Tätigkeiten gelernt habe. Wenn ich also sage, dass ich für eine Arbeit 10 Minuten brauche, dann kann ich das nur machen, weil ich mal dabei auf die Uhr geschaut und es mir gemerkt habe. Wenn ich die Entstehung von meinen Bildern filme, bin ich immer sehr erstaunt, wie wenig Zeit ich dafür brauche, es fühlt sich immer nach vielen schönen Stunden an, die ich daran gemalt habe, auch wenn es effektiv nur 2 sind. Schon oft habe ich jemandem gesagt, dass ich in 10-20min mit etwas fertig bin und dann waren es entweder 5min oder eine Stunde.
Nun zur Langzeitwahrnehmung. Dinge, die in den letzten 6 Monaten geschehen sind, kann ich meist einigermassen einordnen, alles andere ist einfach Vergangenheit. Oft kann ich die Jahreszeit benennen, in der etwas geschehen ist, aber um zu wissen, ob es jetzt 3 oder 7 Jahre her ist, muss ich aktiv rechnen (was ich dann anhand meiner Beziehungen mache).
Genauso ist es mit der Zukunft, diese ist für mich nicht greifbar. Ich kann wichtige Dinge wie Arzttermine über einige Monate planen, die sind dann einfach in der Agenda. Aber Verabredungen, Dinge die ich aus Spass für mich mache, kann ich immer nur etwa einen Monat im Voraus planen, Ferien etwas länger. Wer weiss schon, was danach ist?