Der Dachs und sein Bau

Vor einigen Jahren hat mir ein Herzensmensch den Kosenamen Dachs gegeben. Mit der Zeit habe ich begonnen, mich mit dem Tier zu identifizieren und nenne zum Beispiel mein Bett “den Bau”und mein Haus ist auch als “Dachsbau” bekannt.
In einer sehr turbulenten Phase meines Lebens hat ein Werk mit Dachs und Bau begonnen, gestallt anzunehmen, nun ist es fertig.

In dieser turbulenten Zeit hatte ich emotional ein grosses Bedürfnis nach Sicherheit und Rückzug und kreativ eines danach, Dinge zu formen. Deshalb hatte ich mir Knete bestellt und als diese ankam, hab ich einfach mal versucht, einen Dachs zu formen, nun ja, einen Dachskopf. Als Untergrund diente mir ein mit Perlen beklebter alter Leinwandrahmen. Die Grundidee war, dass dann noch eine Art Höhle, oder eben, ein Bau darüber kommt.

Ich habe ihn dann noch etwas mit Schleifutensilien ausgearbeitet und angemalt. Es sollte “Dachs im Bau” werden, um mir immer vor Augen zu halten, dass ich mich zurückziehen kann, dass es einen Ort gibt, an dem einfach alles gut und sicher ist. Aber ich hatte nie genug Ruhe, um darüber nachzudenken, wie der Bau aussehen sollte…

Bis dann, in einer ganz andern Phalse meines Lebens, einer, in der ich neue und altbekannte Faccetten an mir (wieder)entdeckte, der Abend kam, an dem ich einfach nur zufrieden und ruhig war, mein Blick auf den Dachs fiel, und ich wusste, wie der Bau beschaffen sein soll.
Wolle ist ein Material, das für mich mit Wärme und Stabilität verbunden ist, Seide empfinde ich als sehr sinnlich. Also habe ich mir die Farben zurechtgezupft, aus viel Wolle und etwas Seide…

An einem für mich wichtigen Nachmittag habe ich ein paar Kieselsteine gesammelt, diese wollte ich mit einbinden, Stein ist für mich etwas sehr beständiges.
Inzwischen ist in meinen Gedanken aus “Dachs im Bau” “Dachs verlässt den Bau” geworden, als Synonym dafür, dass ich wieder begonnen habe, aktiv zu Leben und es auszukosten.

Sobald der Bau gefilzt war, wusste ich, dass es noch ein Bäumchen braucht. Ich mag Bäume, auch sie verbinde ich mit Stabilität und Schutz, aber auch mit Veränderung.
Der Baum hat grüne und braune Blätter sowie violette Blüten, und von allen liegen auch ein paar am Boden, als Symbol dafür, dass der Baum zwar bleibt, die Blätter und Blüten sich aber immer wieder ernäuern, genauso wie sich auch im Leben viele kleine Dinge immer wieder verändern, es aber trotzdem eine Grundstabilität gibt.

Zu guter Letzt kam noch ein ganz dezenter glänzender Regenbogen auf den Bauausgang, einfach nur weil Regenbögen toll sind…

Es ist für mich jetzt nicht mehr “Dachs im Bau” oder “Dachs kommt aus dem Bau” es ist einfach “Der Dachs und sein Bau”.
Es erinnert mich daran, dass ich mich immer frei entscheiden kann, ob und wie weit ich den Bau verlasse, mich öffne, meine Komfortzone verlasse oder doch lieber in Sicherheit bleibe. Und es erinnert mich daran, dass dieser Ort der Sicherheit immer irgendwo existiert.